Der Böhmweg

(Diese Exkursion wurde ursprünglich für Militärs angelegt, deswegen der historische Blick von dieser Seite)

 

Seit Jahrtausenden führt er durch den Wald. Zwischen Sibirien und Atlantik.

Burgen, Kirchenburgen, Burgkirchen, Burgställe, Städte, Klöster begleiten ihn aus historischer Zeit. Wir fahren einen kleinen Abschnitt ab und betrachten das Gelände mit militärischem Blick.

 

Böhmwegspuren kann man im Wald noch wunderbar erkennen
Bis 200 m Breite verlaufen die über Jahrtausende ausgetretenen Hohlwege nebeneinander

 

Marsch in feindlichem Gelände ist eine der anspruchsvollsten militärischen Operationen. Das war schon vorgeschichtlich so: Wo und wie bewege ich mich durch das Waldgebirge, um Hinterhalt und Überfall möglichst zu vermeiden? Und wenn ich kritische Stellen wie etwa Flussübergänge nicht vermeiden kann, wie verbessere ich wenigstens meine Ausgangslage?

Welche Infrastruktur wurde geschaffen? Wo kann ich nachts ruhig schlafen, wo und wie finden Pferde Schutz und Ruhe auf Wiese und im Unterstand? Wie kann die wertvolle Fracht gelagert werden? - Sicherheit hatte oberste Priorität.
 

Der heute „Böhmweg“ genannte Steig (Zeitrahmen: vorgeschichtlich bis Eisenbahnbau) ist ein etwa 80 km langer Abschnitt (Donau – Schüttenhofen/Sušice) der überregionalen europäischen Hauptverbindung, die man heute mit den Städten Prag und München markieren kann:

Eine frühe Hauptverkehrsader mit Burgstellen als sichere Servicestationen.
 

Ab etwa 1.000 n. Chr. hat die germanisch-karolingische Herrschaftsschicht angefangen, auch dieses Waldgebirge, diesen noch unbeherrschten weißen Fleck in seine Herrschaft einzubauen, „einzuforsten“.  Adel und Klöster trieben diese Ostkolonisation voran.
 

Dieser Weg war aber überregional von sehr großer Bedeutung und genoss somit Schutz. Man stelle sich vor, Böhmen bekommt kein bayerisches Salz mehr und die Einnahmen dafür bleiben in Bayern aus?  Oder, in Burgund oder Aquitanien kann eine Krönung nicht stattfinden, weil Zobel oder Hermelin aus Sibirien nicht kommen wegen örtlicher Machtspielchen im Bayer-/Böhmerwald?

Die Bewegungsfreiheit  auf diesem Pfad musste nicht nur für Kaufleute und ihre Fracht, auch für Diplomaten, Glasmacher, Jakobs- und sonstige Pilger usw. sichergestellt sein. Auch eine Behinderung der einfachen Reisenden, Handwerker oder auch Gaukler usw. war für Fürsten und das Wohl deren Länder untragbar.
 

So konnte dieser  unantastbare Korridor durch den Wald nur kritisch überwacht werden und wenigstens versucht werden, am Handel mitzuverdienen. Das Ergebnis dieses Futterneids war sowas wie Landfrieden mit notgedrungener Respektierung der örtlichen Kulturen.
 

Vom Norden her hat dieser nur wenige Kilometer breite Schlauch quer durch den Wald die aggressive Siedlungspolitik vom Kloster Metten nach Süden hin gestoppt, ist heute Bistumsgrenze Regensburg.

Im Süden davon hat das Kloster Niederaltaich vom „Nordwald“ gesprochen.
 

Da der Böhmweg im Gebiet von Niederaltaich (Diözese Passau) liegt, ist die Landnahme dort etwas diplomatisch, vorsichtig, vergleichsweise rücksichtsvoll abgelaufen. Befindlichkeiten wurden weitgehend beachtet, um keine Unruhen zu erzeugen, die den Verkehrsfluss gestört hätten.  
 

Mit dem parallel neugeschaffenem, konkurrierendem Gunthersteig konnte man wenigstens teilweise Geschäfte über Kloster und Adelssitze leiten, Klosterhörige, Leibeigene ansiedeln, Stapel- und Wegezwang einführen und somit nach und nach bis in die Neuzeit die Staatsherrschaft ausweiten.
 

Es soll eine entspannte Rundfahrt in herrlicher Bayerwaldlandschaft werden, eine historische Exkursion in eine uns heute fremde Welt mit militärischem Blick ins Gelände. So können diese vergangene  Zeit und die Vorgänge damals wunderbar nacherlebt werden.

Beispielweise möchte ich auch eine Burgkirche besuchen, deren Innenraum mehr an eine Reit- oder Industriehalle, an einen gotischen Rittersaal erinnert, zur Kirche umfunktioniert und sakral ausgestattet. Oder auch einen unbeschädigten keltischen Burgstall.


 

 

Eingeschüchteter  Blick vom freien Böhmweg auf die bedrohliche Kirche Kirchberg.
Dort verlief der adels-mönchische Gunthersteig. Von dieser Burg, später Kirche, konnte der Höhenrücken, auf dem ich stehe und auf dem der aus Sicht der Kolonisatoren „feindliche“ Handelsweg  zwischen Böhmen und Baiern verlief, über eine lange Strecke überwacht und der Gunthersteig gesichert werden.
Gleichzeitig konnte das Überwachungsnetz von dieser  hohen Position direkt und indirekt Kontakt halten, beispielsweise zu Kirchdorf oder zum Kloster Rinchnach.
Wir werfen auch umgekehrt einen Blick von dieser Burgkirche auf den Böhmweg.

 

Tafel an der Kirche Kirchberg:

 

 

Rechtsbelehrung:
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Hinweis:
Der heutige markierte „Böhmweg“ ist für Touristen und hat mit dem historischen wenig zu tun!